11. Jüdischer Friedhof



Die erste urkundliche Erwähnung über die Anwesenheit von jüdischen Einwohner:innen in Lackenbach stammt aus dem Jahre 1558.

Jüdische Gemeindestrukturen entwickelten sich in der Zeit von 1575 bis 1588, als eine größere Anzahl von Jüd:innen aus dem benachbarten Neckenmarkt in Lackenbach ansässig wurde. Die ökonomischen Impulse, ausgehend vom Schloss Lackenbach und die daran angebundenen Wirtschaftseinheiten, dürften hierfür maßgeblich gewesen sein. Jedoch war die jüdische Bevölkerung Lackenbachs auch von den Vertreibungen unter Kaiser Leopold I. in den Jahren 1670/71 betroffen, konnte allerdings bereits kurze Zeit später erneut nach Lackenbach zurückkehren und stand ab dem Jahr 1686, von ökonomischen Motiven geleitet, unter dem Schutz des Hauses Esterházy. Ab dem 18. Jhdt., als eine der „Sieben-Gemeinden“, verfügte die jüdische Gemeinschaft über die rechtliche Basis, die eine stete soziale und ökonomische Entwicklung ermöglichte. So lebten im Jahr 1735 wieder 449 jüdische Personen im Ort, 1860 waren es 1.155 Personen und somit 64% der Lackenbacher Bevölkerung.

Zu dieser Entwicklung zählte auch die Errichtung des jüdischen Friedhofs 1729, der bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung bestand und mit 1770 Gräbern der größte jüdische Friedhof Burgenlands und einer der größten Österreichs war. Nicht nur verstorbene Jüd:innen aus Lackenbach, sondern auch aus umliegenden Gemeinden, fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Im November 1940 wurde in unmittelbarer Nähe des Friedhofes das „Anhaltelager Lackenbach“ durch die Nationalsozialisten errichtet. Die dort zu Tode gekommen Rom:nja und Sinti:zze wurden ebenso hier beigesetzt.

Auf dem jüdischen Friedhof sind einige bedeutende Gräber zu finden. In der Literatur findet in diesem Zusammenhang die Rabbinerdynastie Ullmann häufig Erwähnung. Ebenso die Grabsteine von Markus Mordechai Schey und seinem jüngeren Bruder Baron Philipp Freiherr Schey. Markus Schey war der Urgroßvater des großen österreichischen Literaten Arthur Schnitzler. Mit seinem Roman „Der Weg ins Freie“ – publiziert 1908 und im Jahr 1982 unter der Regie von Karin Brandauer verfilmt – setzte Arthur Schnitzler beiden Personen ein literarisches
Denkmal.

„Nicht wir sind’s, die unser Schicksal machen, sondern meist besorgt das irgendein Umstand außer uns.“
Arthur Schnitzler aus: „Der Weg ins Freie“

Der jüdische Friedhof wurde in den 1990er und 2010er Jahren saniert und wird laufend von der Gemeinde Lackenbach gemäß Punkt 8 des 2001 in Kraft getretenen Washingtoner Abkommens betreut und gepflegt.

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